Soziale Angststörung
Wenn der Alltag zur Bühne wird
Heute nahm ich an einer Fortbildung zur sozialen Angststörung teil – einem Störungsbild, das viele Menschen betrifft, aber oft nicht erkannt oder nicht ernst genommen wird. Im Alltag begegnen mir immer wieder Klieninnen und Klienten, die mit tiefgreifenden Ängsten in sozialen Situationen kämpfen. Was für andere scheinbar selbstverständlich ist – ein Gespräch führen, ein Meeting halten, jemanden anrufen – wird für Betroffene zur extremen Belastung.
In diesem Beitrag möchte ich über die soziale Angststörung (auch soziale Phobie genannt) informieren, Symptome nach ICD-11 vorstellen, typische Herausforderungen beleuchten und aufzeigen, wie therapeutische Unterstützung helfen kann. Denn: Menschen mit dieser Störung sind nicht allein – und sie können lernen, ihre Ängste zu bewältigen.
Was ist eine soziale Angststörung?
Die soziale Angststörung zählt zu den Angststörungen und ist durch eine intensive, anhaltende Angst vor Situationen gekennzeichnet, in denen die betroffene Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht oder negativ bewertet werden könnte. Diese Angst ist deutlich stärker als bei gewöhnlicher Schüchternheit und führt oft zu massiven Einschränkungen im sozialen, schulischen oder beruflichen Leben.
Abgrenzung: Schüchternheit vs. Soziale Angststörung
Fast jeder Mensch kennt das Gefühl, nervös zu sein, wenn er vor einer Gruppe sprechen oder neue Menschen kennenlernen muss. Doch bei einer sozialen Angststörung ist dieses Gefühl nicht nur unangenehm – es ist überwältigend und kann zu massivem Vermeidungsverhalten führen.
Der entscheidende Unterschied liegt in der Intensität, Dauer und den Folgen der Angst:
- Sie tritt regelmäßig auf,
- ist unangemessen stark im Verhältnis zur Situation
- und beeinträchtigt das tägliche Leben deutlich.
Symptome nach ICD-11
Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) beschreibt die soziale Angststörung mit klaren diagnostischen Kriterien. Die wichtigsten Symptome sind:
- Intensive Angst oder Furcht in sozialen Situationen
• Dazu zählen z. B. das Halten eines Vortrags, Smalltalk mit Fremden, Telefonate, Essen oder Schreiben in der Öffentlichkeit.
• Besonders in Situationen, in denen die Person im Mittelpunkt steht oder von anderen beobachtet wird. - Angst vor negativer Bewertung
• Betroffene glauben oft, andere würden sie für unfähig, komisch oder unpassend halten. Vermeidung von angstauslösenden Situationen
• Viele Menschen mit sozialer Angst meiden bestimmte Orte oder Aktivitäten, z. B. Partys, Meetings, Bewerbungsgespräche oder selbst alltägliche Interaktionen wie Smalltalk mit Nachbarn.Körperliche Angstsymptome
• Herzklopfen, Zittern, Schweißausbrüche, Erröten, Übelkeit, Muskelanspannung, Hitzewallungen oder Kloßgefühl im Hals.
• Diese Symptome verstärken die Angst oft noch, weil sie als sichtbar wahrgenommen werden – was wiederum die Angst vor Bewertung steigert.Leidensdruck und Beeinträchtigung
• Die Angst verursacht spürbaren Leidensdruck oder beeinträchtigt soziale, schulische oder berufliche Funktionsfähigkeit erheblich.
Häufige Gedanken bei sozialer Angst
Viele Betroffene haben ein starkes inneres Kritiker-System. Typische Gedanken sind:
„Ich werde mich blamieren.“
„Die anderen merken, dass ich nervös bin.“
„Ich wirke dumm oder inkompetent.“
„Alle starren mich an.“
„Ich darf keinen Fehler machen.“
Diese Denkmuster sind häufig irrational, aber für Betroffene absolut real und belastend. Oft entsteht ein Kreislauf aus Angst → Vermeidung → kurzfristige Erleichterung → langfristige Verstärkung der Angst.
Ursachen und Risikofaktoren
Biologische Faktoren:
- Genetische Veranlagung (z. B. familiäre Häufung von Angststörungen)
- Überaktivität bestimmter Gehirnregionen (z. B. Amygdala)
Psychologische Faktoren:
- Geringes Selbstwertgefühl
- Erhöhte Selbstaufmerksamkeit
- Negative Erfahrungen in der Kindheit (z. B. Ausgrenzung, Kritik, Mobbing)
Soziale Lernerfahrungen:
- Überbehütende oder kritische Erziehung
- Fehlende positive soziale Erfahrungen
Soziale Angst in der heutigen Gesellschaft
Besonders unsere moderne Leistungsgesellschaft kann soziale Ängste begünstigen. Ständiger Vergleich über soziale Medien, hohe Anforderungen im Beruf und die Erwartung, stets souverän aufzutreten, erhöhen den Druck.
Der Weg aus der sozialen Angst – es gibt Hilfe
Die gute Nachricht ist: Soziale Angststörung ist sehr gut behandelbar. Viele Menschen erleben durch therapeutische Begleitung eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Auch als Heilpraktikerin für Psychotherapie kann ich verschiedene Methoden anwenden, um gemeinsam Wege aus der Angst zu erarbeiten.
Bewährte Therapieformen sind u. a.:
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)
• Identifikation und Veränderung negativer Gedankenmuster• Konfrontationsübungen in kleinen Schritten („Exposition“)
• Aufbau sozialer Kompetenzen Achtsamkeit und Akzeptanzbasierte Verfahren (ACT, MBCT)
• Umgang mit Angstsymptomen ohne sie zu bekämpfen
• Selbstmitgefühl und Akzeptanz statt ständiger SelbstbewertungEntspannungsverfahren
• Progressive Muskelentspannung, Atemtechniken, Meditation
• Reduktion körperlicher AngstsymptomeArbeit am Selbstwert
• Entwicklung realistischer, unterstützender Selbstbilder
• Ressourcenstärkung und persönliche Wertearbeit
Was du selbst tun kannst – erste Schritte
Auch wenn professionelle Unterstützung hilfreich ist, kannst du selbst erste Schritte gehen:
Sprich darüber: Mit vertrauten Menschen, einem Therapeuten oder in einer Selbsthilfegruppe.
Informiere dich: Wissen über die Störung hilft, sie besser zu verstehen.
Lerne Entspannungstechniken: Regelmäßige Pausen und Achtsamkeit helfen, den Stresspegel zu senken.
Führe ein Angsttagebuch: Schreibe auf, wann deine Ängste auftreten und was du dabei denkst.
Feiere kleine Erfolge: Jede gemeisterte Situation zählt – auch wenn sie klein erscheint.
Du bist nicht allein
Wenn du dich in den beschriebenen Symptomen wieder erkennst, möchte ich dir Mut machen: Du bist nicht allein. Soziale Angst ist weit verbreitet – aber sie ist auch behandelbar. Es gibt Wege, wieder mehr Freiheit, Leichtigkeit und Selbstvertrauen im Alltag zu erleben.
Als Heilpraktikerin für Psychotherapie begleite ich Menschen auf diesem Weg. Gemeinsam können wir herausfinden, was hinter deiner Angst steckt – und was dir hilft, dich wieder wohler in sozialen Situationen zu fühlen.

Ich bin dankbar, heute an einer Fortbildung zur sozialen Angststörung teilnehmen zu dürfen. Fachliche Weiterentwicklung ist für mich ein wichtiger Teil meiner Arbeit – damit ich meinen Klientinnen und Klienten noch besser helfen kann.
Wenn du Fragen hast, dich angesprochen fühlst oder Unterstützung suchst, melde dich gern. Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe in Anspruch zu nehmen – sondern von Stärke.
💛 Du bist nicht falsch.
💛 Du bist nicht allein.
💛 Du musst diesen Weg nicht alleine gehen.
